Samstag Morgen. Kurz vor 5 Uhr in der Früh, gefühlte minus 10 Grad, noch nicht einmal die Strassenlaternen sind aktiv. Die meisten sind zu solchen Bedingungen noch im warmen Bett. Doch auf dem Postplatz in Stein scheint tatsächlich etwas los zu sein, eine immer grösser werdende Gruppe sammelt sich an, auffallend durch schwarze Mützen mit gelben Ponpons. Ist etwa die Fasnacht in Stein dieses Jahr früher als sonst? Aber nein, das sieht eher nach den Farben des Turnvereins aus. Bekanntlicherweise sind die Sportler eine gesellige Truppe, kommen die etwa erst gerade vom Ausgang nach Hause? Schauen wir uns die Gruppe mal etwas genauer an, etwas müde sehen sie tatsächlich aus, aber abgesehen davon topfit, mit erwartungsvollen Gesichtern und viel Gepäck. Aha, das Gepäck wird in einen Car verladen, der Turnverein scheint auf einen Ausflug zu gehen. Natürlich, dieses Wochenende findet das bekannte Lauberhornrennen in Wengen statt, das wird es sein! Das ist ein legitimer Grund, an einem Samstag so früh aufzustehen, und nun scheinen auch die Letzten der Gruppe eingetroffen zu sein. Es ist mittlerweile 5.30 Uhr, doch der Car bewegt sich keinen Milimeter. Nach geraumer Zeit wird das Gepäck wieder ausgeladen. Was ist denn hier los, haben sich die TVler etwa umentschieden? Eher nicht, aber der Car scheint nicht anzulaufen. Da kommt auch schon ein Ersatzcar, 5 Minuten später ist es in Stein wieder ruhig und die Gruppe ist endlich auf ihrem Weg an das Skirennen in Wengen.
Die Stimmung ist schon jetzt grandios, es werden Zöpfli, Tee und Kaffi-Lutz genossen während der Fahrer Melch den Car sicher nach Interlaken chauffiert, wo das Hotel für die Nacht reserviert wurde. Einige holen seelenruhig noch ein paar Stunden Schlaf nach, während andere vor lauter Aufregung kaum ruhig sitzen können. Eine Stunde später als geplant kommt die Gruppe in Interlaken an, wo das Gepäck ins Hotel gebracht und danach der Zug nach Wengen genommen wird. Schon jetzt trifft man Leute von überall auf der Welt an, einige sind verkleidet und die Stimmung steigt stetig. Wie man weiss, soll der Ansturm auf das Bähnli in Wengen immer sehr gross sein und die Schlange demensprechend lang, die Organisatorin Marina hat das jedoch eingeplant und angekündigt, weshalb die Gruppe top ausgerüstet ist. Tatsächlich ist die Wartezeit lang, doch davon lässt sich niemand aus der Ruhe bringen. Spannend anzusehen sind die verschiedenen Warmhaltetaktiken, die nach und nach ausgepackt werden. Einige ziehen sich dritte oder sogar vierte Schichten Pullis über, während sich andere mit wärmenden Getränken bei Laune halten. Auch Fitnessübungen, Tanz- und Gesangeinlagen werden geboten, nicht zu verachten immer mal wieder kurze Fotoshootings um das Ganze auch gebührend festzuhalten. Als die Sonne dann hinter dem Berg hervor steigt ist die Stimmung nicht mehr zu bremsen. Einige Damen unterhalten mit einem vorgeturnten «Pferderennen» auf einer improvisierten Bühne prompt die gesamte Meute und machen sich Freunde beim Wachpersonal, was allen Anwesenden vom TV einen erheblichen Vorteil einbringt. Völlig begeistert von den tanzbegeisterten jungen Damen lässt der Securitas tatsächlich den ganzen Turnverein in der Schlange vor und die TVler dürfen als erste das leere Bähnli betreten, privilegiert mit vielen freien Sitzplätzen und einer wärmenden Heizung. Freude herrscht! Auf diesen unverhofften Erfolg muss sofort wieder begeistert angestossen werden. Noch während der Fahrt auf die Wengernalp beginnt das Skirennen und leider ist auch der Favorit Beat Feuz schon im Ziel, als die Gruppe endlich bei der Piste ankommt. Doch viele spannende Abfahrten stehen noch an und werden mit grosser Aufregung verfolgt. Die Sonne strahlt mit den Fans um die Wette, die Festwirtschaft wird fleissig unterstützt und neue Bekanntschaften werden geschlossen, der Tag könnte nicht besser sein. Überall sieht man kleine Racletteöfen im Schnee stehen, der Duft von geschmolzenem Käse lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auch einige vom TV Stein haben ein Racletteöfeli dabei und lassen es sich gut gehen. Viel zu schnell ist das Skirennen auch schon um, die Freude über den 2. Platz von Beat Feuz ist gross. Die wunderbare Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau und die wärmende Sonne hält die Zuschauermenge auch nach dem Rennen noch auf dem Berg. Einige entschliessen sich, zu Fuss nach Wengen zurück zu gehen und machen sich mit dem Motto «der Weg ist das Ziel» auf den schneebedeckten Weg nach unten. Aus der geplanten Stunde für den Abstieg werden zweieinhalb, da viel geschwatzt und angestossen wird. Der Rest der Gruppe geniesst die Zeit auf der Wengernalp noch etwas länger und lässt sich dann bequem mit dem Bähnli wieder nach unten fahren. Früher oder später finden sich alle wieder unten im Weltcup-Dörfli ein, wo ein riesen Angebot an Unterhaltung und Festwirtschaft dargeboten wird. Es wird gegessen, getrunken und getanzt bis sich auch der letzte eingestehen muss, dass es wohl besser wäre man würde langsam zum Hotel zurück kehren um sich ein paar Stunden Erholung zu genehmigen. Der Morgen danach. Alle fühlen sich grossartig, oder zumindest fast. Oder auch überhaupt nicht, aber Hauptsache alle haben den Weg zurück zum Hotel gefunden und freuen sich jetzt auf das reichhaltige Frühstücksbuffet, das schon bereit steht. Nach dem Zmorge wird aufgeräumt und alles wieder im Car verstaut. Ein Spaziergang durch Interlaken steht als nächstes auf dem Programm und danach gönnen sich die Turner und Turnerinnen zum Abschluss noch einen Snack im Restaurant, bevor die Heimreise angetreten wird. Diese ist erwartungsgemäss um einiges ruhiger als es die Hinreise war, viele haben Schlaf nachzuholen. Es ist Sonntag, 17.00 Uhr, als sich der Postplatz in Stein wieder mit Leben füllt. Eine müde Gruppe steigt aus dem Car und rasch geht jeder seines Weges, der Platz leert sich wieder. An den zufriedenen Gesichtern erkennt man, dass es ein toller Ausflug gewesen war. Text: Elvira Haueis
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